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hamburger
wirtschaft
02/2016
F r age des Mona t s
Forschung und Entwicklung
Nach dem gescheiterten Referendum zur Hamburger Olympiabewerbung sind wieder andere
Ziele und Vorhaben des Senats in den Fokus gerückt, unter anderem die Förderung von Forschung
und Entwicklung. Wir fragten bei Hamburger Unternehmen nach:
Wie wichtig sind öffentliche Investitionen in Forschung
und Entwicklung für Ihr Unternehmen?
„Als Technologie
unternehmen müssen
wir – durch intensive
Forschung und Ent
wicklung – unsere
Wettbewerbsposition
gegenüber kostengüns
tigeren Standorten stetig
verbessern. Ohne öffentliche Förderung
würden unsere Aktivitäten in diesen
Bereichen sicherlich spärlicher ausfallen.
Geförderte Projekte haben außerdem in der
Vergangenheit zu einem Umsatzwachstum
und der Neueinstellung von hoch qualifi
zierten M
itarbeitern geführt.“Virginia G
reen (61), Geschäftsführerin derENCOS G
mbH & Co. KG„Protonet hat gerade
in seiner Anfangsphase
sehr von öffentlichen
Investitionen profitiert.
Im Rahmen des
‚Gründerwettbewerb –
IKT Innovativ‘ des
Bundesministeriums für
Wirtschaft und Energie erhielten wir etwa
eine Förderung. Das Preisgeld sowie ein
Coaching haben die Gründung unseres
Unternehmens erleichtert. In Deutschland
muss aber noch viel mehr getan werden,
um Forschung und Entwicklung zu fördern.
Wir hängen zu weit hinter dem Silicon
Valley hinterher.“
Ali Jelveh (35), Geschäftsführer der
Protonet GmbH
Die veröffentlichten Aussagen sind privater Natur und ihre
Auswahl Ergebnis einer nicht repräsentativen Umfrage.
„Der Bereich Online
marketing ist getrieben
von technologischen
Entwicklungen. Nur wer
hier Schritt hält, kann
den Unternehmens
erfolg und damit
Arbeitsplätze sichern.
Wir betreiben eigenes Software-Develop
ment, natürlich ohne öffentliche Zuschüsse.
Eine verstärkte Technologieförderung
begrüßen wir aber sehr, denn sie macht
den Standort Hamburg attraktiver für Data
Scientists und andere, denen wir in unserer
Agentur Arbeitsplätze anbieten können.“
Ben Prause (35), Geschäftsführer der
eprofessional GmbH
Foto: eprofessional GmbH
Foto: Christian Stelling
„Als Spin-off eines For
schungsinstituts sind
sie unser Lebenselixier.
Ich konnte an der
Technischen Universität
Hamburg-Harburg
(TUHH) mehrere Grün
dungen begleiten und ak
tiv gestalten. Für sie und auch für Lubrisense
sind die positiven Effekte – zum Beispiel
hervorragend ausgebildete Mitarbeiter, die
Nähe zu Experten und ein Netzwerk für
Gründer – hervorzuheben. Vorbildlich wird
das an der Hamburger Gründungsuniversität,
der TUHH, umgesetzt und gelebt. Letztend
lich werden dadurch Start-ups ermöglicht,
die ein nachhaltiges Geschäft entwickeln
und nicht nur Strohfeuer.“
Sven Krause (41), Geschäftsführer der
Lubrisense GmbH
Foto: Privat
Foto: Protonet GmbH
„Forschung und Ent
wicklung gehören zu
den Kernaufgaben eines
jeden innovativen
Unternehmens. Öffent
liche Investitionen in
Universitäten und For
schungseinrichtungen
bilden hier eine wichtige Grundlage, auf die
wir gerne zurückgreifen. Von besonderer
Bedeutung sind dabei Transfereinrichtungen,
zum Beispiel die Hamburg Innovation GmbH.
Unsere Stadt bietet bereits heute eine Viel
zahl von solchen Anlaufstellen. Wünschens
wert wäre eine noch bessere Vernetzung
aller Einrichtungen unter einem Dach.“
Arnold G. Mergell (45), Geschäftsführer der
HOBUM Oleochemicals GmbH
Foto: Privat
„Mit öffentlichen
Forschungsgeldern
werden wir – als Spe
zialist für Kunststoffe,
Faserverbundwerkstoffe
und deren Prozess
technik – in die Lage
versetzt, weitere Spezia
listen einzustellen, um an einer Eigen
entwicklung auf Basis neuester wissen
schaftlicher Erkenntnisse zu arbeiten: einem
Spezialkunststoff für das Luftfahrtcatering.
Wir haben somit durch eine öffentlich
geförderte Anfangsinvestition nicht nur
ein neues Produkt entwickeln können,
sondern auch unser Netzwerk vergrößert
und Spin-off-Projekte erzeugt.“
Christian-André Keun (45), Geschäftsführer
der CompriseTec GmbH
Foto: CompriseTec GmbH