hamburger
wirtschaft
02/2016
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Ex t r a - Jou r na l :
Wi r t scha f t d i g i t a l
Anne Busch
anne.busch@hk24.deTelefon 36138-541
D
ie Meinungen darüber, was genau unter
Digitalisierung zu verstehen ist, gehen in
der Immobilienwirtschaft weit auseinander.
Die einen setzen in erster Linie auf eine an
sprechende Firmenwebseite und die sozialen
Medien. Andere hingegen gehen schon deut
lich weiter, indem sie beispielsweise die Immo
bilienvermarktung ins Internet verlagert und
ihre internen Abläufe digitalisiert haben.
„Immobilien-Start-ups, sogenannte Prop
Techs, fußen bereits ihr Geschäftsmodell
auf Algorithmen. Aber
auch traditionelle Fir
men öffnen sich für die
Digitalisierung“, bestä
tigt Norman Meyer, der
geschäftsführende Ge
sellschafter der Onlineplattform Asset Profiler.
Aus der Handelskammer-Studie „Hamburger
Wirtschaft 4.0“ (siehe Seite 30) geht hervor,
dass mehr als jedes zweite Immobi
lienunternehmen bei Marketing
und Vertrieb bereits auf digitale
Kanäle setzt.
Gleichzeitig ist aber auch die
intelligente Steuerung der ge
samten Haustechnik auf dem
Vormarsch. „Smart Home“ ist
hier das Stichwort. In diesem
Zusammenhang gewinnt die
Aufzeichnung und Auswertung
technischer oder gebäudebezo
gener Daten rasant an Bedeu
tung – nicht zuletzt, um die
Optimierungspotenziale sicht-
und nutzbar zu machen.
Den Trend zur Digitalisierung
kann man auch daran festma
chen, dass binnen kurzer Zeit
zahlreiche Start-ups entstanden
sind, die sich auf innovative Ver
mittlungsmodelle spezialisiert
haben. Neben Angeboten fürs
Mieter-Matching gehören Infor
mations- und Beratungsplatt
formen für den Immobilienkauf
dazu. „Gerade im vergangenen
Jahr haben wir im Immobilien
bereich einen Hype digitaler
Geschäftsmodelle erlebt“, betont
Sina Gritzuhn, Gründerin und Ge
schäftsführerin von Hamburg Startups. „Allein
in unserer Stadt gab es ungefähr zehn Neu
gründungen.“
Die Digitalisierung bringt auch für Kunden
viele Vorteile mit sich. So ermöglichen Online
portale einen besseren Überblick über Immo
bilienangebote. Angesichts der Heterogenität
der Märkte ist das ein großes Plus für Käufer
und Mieter. Außerdem profitieren die Bewoh
„Viele Unternehmen verkennen
das wahre Potenzial der bereits
existierenden Daten“
ner davon, dass die Digitalisierung auch vor
den Gebäuden nicht halt macht: Die aufge
zeichneten Nutzerdaten helfen, individuelle
Profile zu erstellen und so den Komfort zu
erhöhen. Gleichzeitig führt die gestiegene
Nachfrage nach Haus- und Haushaltsgeräte
automation, Smart Metering und vernetzter
Unterhaltungselektronik dazu, dass sich Im
mobilienmakler entsprechendes Know-how
aneignen müssen. Das treibe die Professio
nalisierung des Maklergeschäfts voran, so
die Einschätzung einer
Studie der EBS Busi
ness School.
Die Umfrage der
Handelskammer zur
Wirtschaft 4.0 hat in
der Immobilienwirtschaft zudem einen hohen
Qualifizierungsbedarf der Mitarbeiter in punc-
to IT-Sicherheit aufgezeigt. Auch bei spezifi
schen IT-Systemen und -Anwendungen sowie
beim Thema Datenschutz sehen die Befragten
Nachholbedarf. Das liegt auch an rechtlichen
Fragen, beispielsweise wem die gesammelten
Daten eigentlich gehören und wer diese ver
wenden darf.
Noch werden Immobilien nicht konsequent
als digitale Informationslieferanten genutzt.
„Viele Unternehmen verkennen das wahre
Potenzial der bereits existierenden Daten. Wir
müssen allen Unternehmern und Verbrauchern
den Wert der Daten vermitteln“, appelliert
Norman Meyer von Asset Profiler. „Dafür
müssen wir an einem Strang ziehen, um die
Bereitschaft für das strukturierte Auswerten
vorhandener und Sammeln künftiger Daten
zu steigern.“
Wagt man einen Blick in die Zukunft, dann
werden sich die Anforderungen an die Mit
arbeiter in der Immobilienwirtschaft wandeln.
Digitale Kompetenzen werden an Bedeutung
gewinnen. Zudem wird sich der Trend zuguns
ten von Onlineportalen weiter fortsetzen. Da
vor braucht es den Unternehmen mit konven
tionellen Geschäftsmodellen allerdings nicht
bange zu sein.
„Viele Hausverwalter haben die Chancen
des Bestellerprinzips erkannt und bieten die
Neuvermietung nun als eigenen Service an“,
erzählt Nicolas Jacobi, Geschäftsführer des
Onlineportals Immomio. „Den persönlichen,
individuellen Kontakt des Verwalters oder
Maklers können und wollen wir nicht ersetzen.
Vielmehr wollen wir sie unterstützen, um ihre
Vermietungsprozesse noch effizienter und kun
denfreundlicher zu gestalten.“
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