Previous Page  31 / 76 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 31 / 76 Next Page
Page Background

W

as muss in der Innenstadt passieren, damit sie eine

attraktive Anlaufstelle für Hamburger und Touristen

bleibt? Antworten auf diese Frage gibt die Handels­

kammer in einem Standpunktepapier. Neben der Schaffung ei­

ner ansprechenderen Verbindung zwischen der HafenCity und

dem Kern der Innenstadt (siehe auch Seite 32) ist die Digitali­

sierung ein zentrales Thema des Papiers. Schließlich verändert

sie neben vielen Wirtschaftszweigen auch die Innenstädte.

Wichtig sind ein kostenloses, frei zugängliches WLAN-Netz

und – für alle Firmen, die in der City ansässig sind – eine ausrei­

chend dimensionierte Breitbandinfrastruktur. Die Handelskam­

mer regt zudem an, eine Onlineplattform zu schaffen, auf der

Einzelhandel, Gastronomie sowie Kultur- und Freizeiteinrich­

tungen ihre Angebote präsentieren können. Die digitale Technik

sollte des Weiteren mehr als

bisher genutzt werden, um

die Orientierung sowie die

Parkplatzsuche in der Stadt

zu erleichtern.

„Die Digitalisierung ver-

ändert unser Leben schon

längst. Für die Hamburger

Innenstadt kommt es da­

rauf an, dass sie eine Vorrei­

terrolle einnimmt“, so Hans-

Christian Friedmann, Ge­

schäftsführer der LADIGES

GmbH & Co. KG und Vor­

sitzender des Handelsaus­

schusses der Kammer. In

diesem Gremium ist das Standpunktepapier intensiv beraten

worden, ehe es vom Plenum einstimmig beschlossen wurde.

Zu den Wirtschaftszweigen, die die Innenstadt besonders

prägen, gehört der Einzelhandel. Für viele Immobilien sind die

Handelsflächen im Erdgeschoss die entscheidende wirtschaft­

liche Basis. Deshalb sind Investitionen in Neubauten und in die

Modernisierung der historischen Bausubstanz maßgeblich vom

Erfolg des Einzelhandels abhängig.

Das Angebot der mehr als 1000 Händler macht die City für

Hamburger und Touristen gleichermaßen attraktiv. Eine wich­

tige Rolle spielen dabei die individuellen, inhabergeführten Ge­

schäfte. Doch diese kleinen Unternehmen können sich die Mie­

ten in den stark frequentierten Hauptgeschäftsstraßen kaum

leisten. Deshalb konzentrieren sie sich vor allem in den B-Lagen,

zum Beispiel am Alstertor, in den Colonnaden oder im Nikolai-

Quartier. In einemModellprojekt könnte die Stadt Hamburg den

Inhabern dieser Geschäfte für eine begrenzte Zeit Flächen zur

Verfügung stellen. Hierfür böten sich die Immobilien der Stadt

In einem Standpunktepapier macht die Handelskammer Vorschläge, wie die

Hamburger Innenstadt auch künftig attraktiv bleibt. Die HW stellt die wichtigsten Forderungen vor.

Wirtschaftsstandort Innenstadt

Heiner Schote

heiner.schote@hk24.de

Telefon 36138-275

Die Handelskammer schlägt in ihrem Standpunktepapier unter anderem vor, zwi-

schen Hauptbahnhof und Glockengießerwall Außengastronomie zu ermöglichen

WIR

BÜNDELN

INTERESSEN

oder der städtischen Gesellschaften an. Dieses Modell orientiert

sich an den Technologiezentren, in denen junge Firmen eben­

falls temporär Flächen mieten können.

Zugleich sollten die Stadt und die Wirtschaft vermehrt in

die B-Lagen investieren, um sie als Einzelhandels- und Dienst­

leistungsstandorte weiterzuentwickeln oder zu positionieren.

Was im Nikolai-Quartier geschieht, das aktuell neu gestaltet

wird, wäre auch in den Colonnaden, am Alstertor oder im Kon­

torhausviertel vorstellbar. Die Handelskammer liefert hierfür im

Standpunktepapier keinen detaillierten Masterplan, sondern

regt einen Perspektivkreis an, in dem Vertreter der Stadt und

der Wirtschaft zusammenarbeiten, um die wichtigsten Projekte

zu identifizieren und voranzutreiben. Dieses Modell orientiert

sich an den Business Improvement Districts, wo es vergleich­

bare Gremien gibt.

Wichtig für eine leben­

dige Innenstadt ist auch,

dass sie gut erreichbar ist.

„Die Erwartungshaltung der

Kunden ist eher gestiegen.

Sie möchten möglichst be­

quem in die City kommen

können“, sagt Marc Tiefen­

thal. Der Geschäftsleiter von

Peek&Cloppenburg in der

Mönckebergstraße und Vor­

standsvorsitzende des City­

managements hat ebenfalls

an dem Papier mitgewirkt.

Durch große Veranstaltun­

gen und Baustellen wird die Erreichbarkeit gerade für Pkw-Fah­

rer oft stark eingeschränkt. „Bei Kurzbaustellen sollte die Stadt

die Freitage, Samstage und die Vorweihnachtszeit, die für den

Einzelhandel besonders wichtig sind, soweit wie möglich von

Baustellen freihalten“, formuliert Tiefenthal den Wunsch vieler

Unternehmer aus der Innenstadt.

Einen Fokus legt das Standpunktepapier auf den Haupt­

bahnhof und seine Umgebung. Immer mehr Menschen kom­

men mit der Bahn in die Stadt; der Bahnhof muss schon bald

baulich entsprechend angepasst werden. Außerdem regt die

Kammer eine Außengastronomie zwischen Hauptbahnhof und

Glockengießerwall an. „Wir möchten, dass der Hauptbahnhof

wieder zu einem ansprechenden Entree für

unsere Hansestadt wird“, sagt Friedmann.

HAMBURGER WIRTSCHAFT 11 / 16 

STANDORT

31