32
Ex t r a - Jou r na l :
Pe r sona lmanagemen t , Aus - und We i t e r b i l dung
hamburger
wirtschaft
01/2016
Illustrationen: Daniela Kirchlechner
Internet
Weitere Informationen zur Teilzeitaus
bildung finden Sie unter
www.hk24.de,
Dokument-Nr. 43480 sowie unter
www.sait-hamburg.deAusbildung
Geteilte
Zeit
Dass Azubis in Teilzeit ausgebildet werden können,
ist kaum bekannt. Dabei ist das ein Mittel, um die
Vereinbarkeit von Berufsausbildung und Kindererziehung
oder aber der Pflege von Angehörigen zu fördern.
N
ach der Geburt ihres Sohns hat sich Tida
Keita zwei Jahre lang ausschließlich um
ihn gekümmert. Die Berufsausbildung musste
dafür erst einmal warten. Und eigentlich hat-
te sie mit dem Thema mittlerweile auch schon
so gut wie abgeschlossen. Deshalb arbeitete
die alleinerziehende Mutter zunächst nur als
Botin für die Apotheke im Niedersachsenhaus
in Heimfeld.
Als sie im Internet zufällig von der Mög-
lichkeit einer Ausbildung in Teilzeit erfuhr,
sprach sie ihren Chef, den Apotheker Gerhard
Mützelburg darauf an. Dieser erklärte sich tat-
sächlich dazu bereit, ihr einen Ausbildungs-
platz zur pharmazeutisch-kaufmännischen
Angestellten anzubieten. „Normalerweise hät-
te ich keine Auszubildende mehr angenom-
men. Aber das Modell finde ich ausgesprochen
gut, denn junge Mütter haben es sehr schwer,
einen Ausbildungsplatz zu finden“, begründet
Mützelburg seine Entscheidung. „Außerdem
kannte ich Frau Keita ja bereits und wusste,
dass ich mich auf sie verlassen kann.“
Seit dem 1. September arbei-
tet Tida Keita nun für 30 Stun-
den in der Woche. An je drei
Tagen ist sie in der Apothe-
ke, an zwei Tagen hat sie
Unterricht an der Berufs-
schule. „Ich bekomme hier
die volle Unterstützung
des Teams und habe zu-
dem den Vorteil, dass die
Kita in der Nähe ist“, sagt
die 23-Jährige.
Vor Beginn ihrer Aus-
bildung hat sie sich von
der Servicestelle Aus-
bildung in Teilzeit – kurz: SAiT – beraten las-
sen. Sie wird von der Hamburger Behörde für
Arbeit, Soziales, Familie und Integration und
durch den Europäischen Sozialfonds gefördert.
Die Servicestelle unterstützt Menschen, die
aufgrund ihrer Lebenssituation keine Ausbil-
dung in Vollzeit absolvieren können, und
bringt sie mit Unternehmen zusammen, die
dem Modell einer Teilzeitausbildung aufge-
schlossen gegenüberstehen.
„Vor allem kleine und mittlere Unterneh-
men, die keine eigene Personalabteilung ha-
ben, beraten wir über Fördermittel und führen
vor Ort Informationsabende oder Workshops
durch“, sagt Ines Knerr. Sie ist als Betriebs
beraterin für die SAiT tätig. Neben Alleinerzie-
henden und jungen Familien wenden sich auch
chronisch Kranke sowie Jugendliche, die einen
Angehörigen pflegen müssen, und Profisport-
ler an Knerr. Denn für sie alle ist die mit der
Teilzeitausbildung verbundene Reduzierung
der Arbeitszeit eine große Erleichterung.
Für Unternehmen könne es durchaus von
Vorteil sein, wenn man Azubis nicht in Vollzeit