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wirtschaft

01/2016

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Hande l s kamme r

Foto: Ulrich Perrey

Commerzbibliothek

Mehr

als Bücher

Auch Bibliotheken können sich dem digitalen Wandel nicht

verschließen. Die Nutzer der Commerzbibliothek haben dement-

sprechend längst Zugriff auf diverse elektronische Angebote.

Sie schätzen das Angebot in der ältesten wirtschaftswissenschaftlichen Bibliothek der Welt:

Unternehmensberaterin Martina Plag und Maklerbetreuer Lars Cornehl im Lesesaal der „Cobi“

L

ange spazierte Martina Plag einfach nur

an der Commerzbibliothek vorbei. Welche

Möglichkeiten die älteste wirtschaftswissen­

schaftliche Bibliothek der Welt ihr bietet,

wusste sie nicht. Das änderte sich aber, als sie

bei einem Besuch in der Handelskammer die

Literaturlisten zu verschiedenen Schwerpunk­

ten sowie eine Liste aller Neuerscheinungen

überflog. „Erst dann habe ich begriffen, dass

ich die Bibliothek perfekt für meine Arbeit

nutzen kann und dass ich dort alle relevanten

Bücher bekomme“, sagt die Geschäftsführerin

der Hachenberg und Richter Unternehmens­

beratung GmbH.

Die Commerzbibliothek ist seit ihrer Grün­

dung im Jahr 1735 öffentlich zugänglich. Ihre

Gründer waren Mitglieder der Commerzdepu­

tation. Sie hatten sich das Ziel gesetzt, das

Wissen der Kaufleute zu sichern sowie zu er­

weitern. Heute umfasst der Präsenz- und Aus­

leihbestand der Bibliothek mehr als 200 000

Medien. Darunter befinden sich Monografien,

Statistiken, Geschäftsberichte, Festschriften,

Loseblattsammlungen und Zeitschriften. Der

Schwerpunkt: praxisnahe und für den Stand­

ort Hamburg relevante Literatur. Auch wert­

volle Bücher und Schriften aus dem 14. bis 19.

Jahrhundert gibt es dort.

Doch längst bietet die Commerzbibliothek

ihren Nutzern mehr als nur Bücher. „Unsere

Kunden können ausgewählte Datenbanken

wie Statista und Wiso oder die E-Book-Library

nicht nur vor Ort im Lesesaal nutzen, sondern

auch im Büro, zu Hause und unterwegs“, sagt

Sabine Lurtz-Herting, die die Bibliothek leitet.

Ein Service, der gerade von Unternehmens­

kunden gern genutzt werde.

So, wie Lars Cornehl einer ist. Der Makler­

betreuer von der Nürnberger Versicherungs­

gruppe hat seit einem Jahr einen Leserausweis.

Bücher und Zeitschriften, die er benötigt, re­

cherchiert er meist zu Hause im Onlinekatalog

OPAC. Er lebt mit seiner Familie in Bad Oldes­

loe und arbeitet in der Hamburger Innenstadt.

Cornehl leiht Fachliteratur, Bücher zur Trans­

portversicherung, aber auch mal Medien zum

Volksaufstand in der DDR im Jahr 1953, wenn

sein Sohn ein Referat darüber halten muss.

Die per Mausklick bestellten und von den

Mitarbeitern der Commerzbibliothek zusam­

mengestellten Bücher holt er in der Regel in der

Mittagspause ab. „Ich mag die Atmosphäre in

der Bibliothek und blättere auch gerne in den

Zeitschriften“, sagt Cornehl. Hin und wieder

nutzt er aber auch seinen E-Book-Zugang, der

es ihm ermöglicht, Bücher elektronisch zu ent­

leihen und zu lesen.

Die Unternehmensberaterin Martina Plag

nutzt die Commerzbibliothek nun schon seit

fünf Jahren. „Wenn ich heute Bücher benötige,

schaue ich immer zuerst, ob es sie im Bestand

gibt und leihe sie aus anstatt sie selbst an­

zuschaffen“, sagt die Unternehmerin, die auch

Mitglied des Handelskammer-Plenums ist. „Es

ist auch schon vorgekommen, dass ich ein

Buch zur Bestellung vorgeschlagen habe und

es für den Bestand gekauft wurde.“

Längst ist sie nicht mehr die einzige aus

ihrer Unternehmensberatung, die regelmäßig

die Commerzbibliothek besucht. Denn mit

ihrem Firmenausweis tun das auch ihre Auszu­

bildenden und Praktikanten. Von Plag bekom­

men sie Rechercheaufträge zu Themen, die die

Beratung bearbeitet. Auf diese Weise lernen

ihre jungen Mitarbeiter, wie man eine Biblio­

thek richtig nutzt.

Das sollen auch die Studenten der HSBA

Hamburg School of Business Administration

lernen. Seit 2004 ist die Commerzbibliothek

die Hochschulbibliothek der HSBA. Jonas

Tange, ehemaliger Student, nennt sie „seine

Cobi“. Als er 2012 von Heide nach Hamburg

kam, diente sie ihm als Treffpunkt. Er erzählt,

wie die HSBA-Studenten den Ort nutzen und

dass man am besten vor elf Uhr einen Platz

besetzt, weil diese begehrt sind.

„Ich habe viel Zeit in den Räumen der Biblio­

thek verbracht“, sagt Tange, der nach seinem