HAMBURGER WIRTSCHAFT 12 / 16
EDITORIAL
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Amerika hat gewählt. Jetzt stellt sich die Frage, ob Donald Trump
seine aggressiven Wahlkampfversprechen in praktische Politik
umsetzen will. Seiner Anti-Freihandelsrhetorik stehen intensive
transatlantische Handels- und Investitionsbeziehungen gegen-
über. Das gilt auch für Hamburg – obwohl die USA für Deutsch-
land insgesamt im Vergleich eine bedeutendere wirtschaftliche
Rolle spielen als für unsere Hansestadt. Dennoch unterhalten
knapp 1000 Hamburger Firmen Geschäftsbeziehungen in die
USA, und gut 100 amerikanische Unternehmen haben sich am
Standort Hamburg angesiedelt.
Unsere Firmen wollen Waren und Dienstleistungen weiter-
hin möglichst ungehindert in die USA exportieren oder von dort
beziehen. Und sie wollen ihre Investitionen in einem Umfeld
wissen, das ihnen einen fairen Wettbewerb mit amerikanischen
Unternehmen ermöglicht. Abwegig ist diese Hoffnung nicht, da
die Mehrheiten im Senat und im Repräsentantenhaus bei den
freihändlerisch orientierten Republikanern liegen – Trumps ei-
gener Partei. Und offene Märkte sind letztlich auch im Interesse
der USA, deren Firmen auf die Zulieferung von Technologie und
Zwischenprodukten aus dem Ausland angewiesen sind und de-
ren Verbraucher nach Importen aus aller Welt verlangen.
Dass sich bestehende Handelsschranken kurzfristig sogar
abbauen lassen – wie es durch TTIP geplant war –, daran ist für
die nächsten Monate realistischerweise wohl nicht zu denken.
Dennoch sollten sich der Hamburger Senat, die Bundesregie-
rung und die Europäische Kommission für eine rasche Fortfüh-
rung der TTIP-Verhandlungen einsetzen. Denn von einem Stopp
der Verhandlungen wären die Europäer, die ihre Märkte schon
stärker geöffnet haben als die Amerikaner, besonders betroffen.
Es gilt vielmehr, die Verhandlungen ernsthafter und zielgerich
teter zu führen als bisher.
Doch nicht nur beim Außenhandel ist Hamburg auf enge
Beziehungen zu den USA angewiesen. Amerikanische Firmen
sind bei der Digitalisierung weltweit führend. Will Hamburg
hier vorankommen, ist ein enger wirtschaftlicher Austausch mit
den USA ein wichtiger Erfolgsfaktor. Hierfür sind offene Gren-
zen ebenso unerlässlich wie stabile rechtliche Rahmenbedin-
gungen. Deshalb wünscht sich die Hamburger Wirtschaft Be
rechenbarkeit und Kooperation statt Isolation, Mr. President!
Präses Fritz Horst Melsheimer
Am Freihandel festhalten
Die HW gibt es auch als App für Tablet-PCs
und Smartphones. Die Onlineausgabe finden
Sie unter
www.hamburger-wirtschaft.de ,das Internetangebot der Handelskammer
unter
www.hk24.de„Die Hamburger Wirtschaft
wünscht sich Berechenbar-
keit und Kooperation statt
Isolation, Mr. President“
FRITZ HORST MELSHEIMER
Präses der Handelskammer Hamburg
FOTO: CHRISTIAN STELLING