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I n t e r es sen bünde l n

hw:

Was halten Ihre Mitarbeiter davon?

Wywiol:

Anfangs waren viele skeptisch. Heute

führen manche ihre Kunden und Lieferanten

hier durch. Wir laden die Mitarbeiter zu jeder

Ausstellung ein. Ich merke, dass die Schwellen­

angst mehr und mehr abgebaut wird. Das freut

mich, denn an Kunst soll nichts Elitäres haften.

hw:

Haben Sie Ihren Schreibtisch in die Gale-

rie gestellt?

Wywiol:

Nein, der steht ein Stockwerk höher.

Hier beschäftige ich zwei Kunsthistorikerinnen.

Sie entdecken Künstler und vertreten sie. Wir

haben seit der Gründung zehn Stammkünstler,

die weit über das Ausstellungsende hinaus bei

uns gekauft werden können.

hw:

Können Sie ein Beispiel geben?

Wywiol:

Bis zum 27. Februar zeigen wir Werke

von Jürgen Paas, dessen Arbeiten zwischen

Skulptur, Malerei und Objektkunst changieren.

Der Essener Künstler ist bereits in Sammlungen

und Museen vertreten. Er zeigt Arbeiten aus

seiner Anfangszeit und aktuelle Werke. Wir

haben die Ausstellung „HULAHOOP“ genannt.

Nicht nur weil manche stark farbigen Installa­

tionen an Reifen erinnern, sondern weil er frei

und verspielt auf der Klaviatur der Moderne

spielt – wie mit einem Hula-Hoop-Reifen.

hw:

Was fasziniert Sie an Bildhauerei?

Wywiol:

In jungen Jahren wollte ich selbst

Künstler werden. Ich habe mich mit Holz aus­

einandergesetzt und an Skulpturen abgearbei­

Auch ein Unternehmen ist

ein Kunstwerk

tet. Aber mein Vater hat mir den Traum aus­

geredet. Heute bin ich froh, diesen doch

größtenteils brotlosen Beruf nicht ergriffen

zu haben. Ich habe Außenhandelskaufmann

gelernt, mich mit 44 Jahren selbstständig ge­

macht und meine Kreativität ins Unternehmen

gesteckt. Nebenbei habe ich mich weiter für

Kunst interessiert. Es ist mehr als ein Hobby.

Mich ergreifen die Skulpturen. Keine andere

Kunstgattung ist so direkt und unmittelbar.

hw:

Was haben Sie von der Kunst gelernt?

Wywiol:

Das Kreative ins Kaufmännische zu

tragen. Wenn sich ein Problem auftut, sehe ich

sofort zehn Lösungen. Auch ein Unternehmen

mit seinen vielfältigen Mitarbeitern ist ein

Kunstwerk. Jeden Tag sind Kreativität und In­

novationskraft gefordert. Für mich ist Kunst

Stimulanz, Ideengeber und manchmal auch

die Möglichkeit zur Kontemplation.

hw:

Haben Sie selbst Kontakt zu den Künstlern?

Wywiol:

Aber ja. Die Galeristinnen machen

Vorschläge, wen wir ausstellen könnten, und

dann beraten wir. Ich stelle mir

immer die Frage, ob der Künstler

zu uns passt. Würde ich die Kunst

selbst kaufen? Ich habe dann so­

zusagen das letzte Wort.

hw:

Wie hält es die Hamburger

Wirtschaft mit der Kunst?

Wywiol:

Ich denke, dass sich Un­

ternehmen stärker für Kunst en­

gagieren könnten und sollten. Die

Skulpturen, die wir ausstellen, würden viele

Firmenzentralen bereichern und zu Diskussio­

nen außerhalb des Business anregen. Denn für

Skulpturen braucht es Platz, den es oft in re­

präsentativen Räumen gibt. Aber viele Unter­

nehmer werden von Controllern beobachtet

und sind zu ängstlich, um Geld für Kunst und

unwiederbringliche Einmaligkeiten auszuge­

ben. Dabei könnten sie mit dem Kauf Künstler

unterstützen sowie Schönheit und Begeiste­

rung in ihr Unternehmen bringen.

hw:

Denken Sie mit 80 Jahren eigentlich

manchmal daran, in den Ruhestand zu gehen?

Wywiol:

In der Tat sind die meisten in meinem

Alter pensioniert. Aber die Arbeit ist meine

Leidenschaft. Ich kümmere mich im Unterneh­

men unter der Führung meines Sohns Torsten,

der die Gruppe als CEO leitet, um den Bereich

Marketing. Und ich vertrete die Kunst. Warum

soll ich da zu Hause bleiben?

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