Previous Page  3 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 3 / 68 Next Page
Page Background

HAMBURGER WIRTSCHAFT 12 / 16 

EDITORIAL

3

Amerika hat gewählt. Jetzt stellt sich die Frage, ob Donald Trump

seine aggressiven Wahlkampfversprechen in praktische Politik

umsetzen will. Seiner Anti-Freihandelsrhetorik stehen intensive

transatlantische Handels- und Investitionsbeziehungen gegen-

über. Das gilt auch für Hamburg – obwohl die USA für Deutsch-

land insgesamt im Vergleich eine bedeutendere wirtschaftliche

Rolle spielen als für unsere Hansestadt. Dennoch unterhalten

knapp 1000 Hamburger Firmen Geschäftsbeziehungen in die

USA, und gut 100 amerikanische Unternehmen haben sich am

Standort Hamburg angesiedelt.

Unsere Firmen wollen Waren und Dienstleistungen weiter-

hin möglichst ungehindert in die USA exportieren oder von dort

beziehen. Und sie wollen ihre Investitionen in einem Umfeld

wissen, das ihnen einen fairen Wettbewerb mit amerikanischen

Unternehmen ermöglicht. Abwegig ist diese Hoffnung nicht, da

die Mehrheiten im Senat und im Repräsentantenhaus bei den

freihändlerisch orientierten Republikanern liegen – Trumps ei-

gener Partei. Und offene Märkte sind letztlich auch im Interesse

der USA, deren Firmen auf die Zulieferung von Technologie und

Zwischenprodukten aus dem Ausland angewiesen sind und de-

ren Verbraucher nach Importen aus aller Welt verlangen.

Dass sich bestehende Handelsschranken kurzfristig sogar

abbauen lassen – wie es durch TTIP geplant war –, daran ist für

die nächsten Monate realistischerweise wohl nicht zu denken.

Dennoch sollten sich der Hamburger Senat, die Bundesregie-

rung und die Europäische Kommission für eine rasche Fortfüh-

rung der TTIP-Verhandlungen einsetzen. Denn von einem Stopp

der Verhandlungen wären die Europäer, die ihre Märkte schon

stärker geöffnet haben als die Amerikaner, besonders betroffen.

Es gilt vielmehr, die Verhandlungen ernsthafter und zielgerich­

teter zu führen als bisher.

Doch nicht nur beim Außenhandel ist Hamburg auf enge

Beziehungen zu den USA angewiesen. Amerikanische Firmen

sind bei der Digitalisierung weltweit führend. Will Hamburg

hier vorankommen, ist ein enger wirtschaftlicher Austausch mit

den USA ein wichtiger Erfolgsfaktor. Hierfür sind offene Gren-

zen ebenso unerlässlich wie stabile rechtliche Rahmenbedin-

gungen. Deshalb wünscht sich die Hamburger Wirtschaft Be­

rechenbarkeit und Kooperation statt Isolation, Mr. President!

Präses Fritz Horst Melsheimer

Am Freihandel festhalten

Die HW gibt es auch als App für Tablet-PCs

und Smartphones. Die Onlineausgabe finden

Sie unter

www.hamburger-wirtschaft.de ,

das Internetangebot der Handelskammer

unter

www.hk24.de

„Die Hamburger Wirtschaft

wünscht sich Berechenbar-

keit und Kooperation statt

Isolation, Mr. President“

FRITZ HORST MELSHEIMER

Präses der Handelskammer Hamburg

FOTO: CHRISTIAN STELLING