Juli 2018

FOTO: BANK OF CHINA HW: ZuHamburg haben Sie seit Ihrer Bank- lehre eine besondere Beziehung, Waren Sie damals einExot? Shanjun Hu: Als ich 1985 nach Ham- burg kam, war ich einer der ersten Auszubil- denden aus China in Deutschland. Das Programm hatte das chinesische General- konsulat zusammen mit dem Hamburger Senat und der Handelskammer organisiert. Meine zweieinhalbjährige Ausbildung habe ich bei der damaligen Bank für Gemeinwirt- schaft durchlaufen und mit einer Prüfung vor derHandelskammer abgeschlossen. Das haben damals fast nur Deutsche gemacht. Sprachlich habe ich von meinem vierjähri- gen Germanistikstudium vorher in Peking profitiert. Welche Bedeutung hatte das Handelskam- mer-Zeugnis für IhreKarriere? Ich mag den Beruf des Bankkauf- manns, der am Anfang meiner Karriere steht. Nach der Ausbildung bin ich zurück nach China und habe in Peking in der Hauptverwaltung der BOC in der internatio- nalen Abteilung angefangen. Über zehn Jahre habe ich für die BOC imAusland gear- beitet, von Januar 2001 bis November 2006 als stellvertretender Geschäftsführer in Frankfurt. Bis Ende 2017 war ich sieben Jahre lang australischer Landeschef in Syd- ney, und seit Jahresbeginn bin ich zurück in Deutschland inmeiner jetzigenPosition. DieBOC-Deutschland-Zentrale inFrankfurt besteht seit 1989, die Zweigstelle Hamburg wurde wenig später gegründet. Was macht Hamburg für Chinesen so interessant? 1993 hat die BOC in Hamburg die zweite deutsche Niederlassung eröffnet, ab 2010 folgten dann Düsseldorf, Berlin, Mün- chen und Stuttgart. Vor der Wiedervereini- gung war Hamburg die größte deutscheMe- tropole und ist als Hafenstadt Deutschlands Tor zur Welt. In China ist der Standort sehr populär. Es bestehen enge Handelskon- takte, seit 1984 in einem der Mundsburg- Türme die China United Trading Corpora- tion alsHandelszentrumvonChina für ganz Westeuropa startete. Chinesische Handels- unternehmen gründeten Vertretungen in Hamburg. Alle sindunsereKunden, weshalb eine BOC-Filialewichtigwar. Wie hat sichdie BOCentwickelt? Die Hamburger Filiale hat ihren Stand- ort von Anfang an am Rathausmarkt, zu- nächst mit sechs Angestellten. Inzwischen hat sich die Mitarbeiterzahl auf 13 mehr als verdoppelt. Die BOC hat sich zur viertgröß- ten Bank der Welt entwickelt, in Deutsch- land haben wir heute 240 Beschäftigte, 200 davon sind lokale Angestellte. Was sinddieWachstumstreiber? Als erste chinesische Bank in Deutsch- land hat sich die BOC damals auf chinesi- sche Handelsunternehmen konzentriert. Heute ist China Deutschlands wichtigster Handelspartner, das bilateraleHandelsvolu- men beträgt 180 Milliarden Euro. Unsere Kundenstruktur hat sich verändert: Wäh- rend es früher zu 90 Prozent chinesischeUn- ternehmen waren, sind es heute zur Hälfte deutsche und multinationale Konzerne so- wie kleine und mittelständische Unterneh- men (KMU). Welche Strategie verfolgt die BOC? KMU sind eine wichtige Zielgruppe für uns. Wir sind bereit für Risikogeschäfte in Deutschland und wollen Kredite an KMU vergeben. Ich sehe Möglichkeiten, im Groß- raumHamburg einschließlich Bremen, Nie- dersachsen und Schleswig-Holstein zu ex- pandieren. Wir wollen deutsche Kunden unterstützen, den chinesischen Markt und Geschäftspartner dort kennenzulernen. Da- bei arbeiten wir auch mit der Handelskam- merHamburg zusammen. Interview: KerstinKloss HAMBURGER WIRTSCHAFT 07 / 18  STANDORT 30 „In China ist Hamburg sehr populär“ Im Interview mit der HW spricht Shanjun Hu, Geschäftsführer und Deutschlandchef bei der Bank of China (BOC) in Frankfurt, über die Bedeutung des Standorts Hamburg. Die BOC hat 11000 Geschäfts- stellen in 55 Ländern und Regionen, drei Millionen Firmen- sowie circa 400 Millionen Privatkunden. Voraussichtlich am 29./30. November 2018 organisiert die Handelskammer Hamburg die hochrangige internatio- nale Konferenz „Hamburg Summit: China meets Europe“, die alle zwei Jahre mit 600 Teilnehmern stattfin- det. Themen sind unter anderem die derzeitigen handelspolitischen Entwicklungen in der Weltwirtschaft sowie deren Auswirkungen auf den Handel zwischen Europa und China, die Belt-and-Road-Initiative einer Neuen Seidenstraße und ihre Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft sowie Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Mehr Informationen unter www.hamburg-summit.com oder bei Twitter unter dem Hashtag #HamburgSummit18 Veranstaltung Shanjun Hu von der Bank of China (BOC) kam 1985 nach Hamburg

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