November 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 11 / 18  TITEL 20 FOTO: ISTOCK.COM/LY86, ANNA MUTTER, ILLUSTRATION: MICHAEL HOLFELDER PROFESSOR HENNING VÖPEL, HAMBURGISCHES WELTWIRT­ SCHAFTSINSTITUT (HWWI): „Es gibt keinen Gewinner. Bei einem Handelskrieg verlieren alle.“ KUMULATIVER WERT VON DIREKTINVESTITIONEN ZWISCHEN EU UND CHINA VON 2000 BIS 2017 150 120 90 60 30 0 2005 2009 2017 in Milliarden Euro 0 0 2000 2001 2002 2003 2004 2006 2007 2008 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 China 131,9 EU 132,3 China sprechen beim „Hamburg Summit“ unter anderem Pui Shan Lee, Partner bei Kekst CNC in Hongkong, und Kurt Sievers, Präsident bei NXP Semiconductors. Genau beobachtet wird auch, dass sich China angesichts der Abschottungspolitik vonUS-Präsi- dent Trump als Vertreter der Marktwirtschaft und des Freihandels positioniert. Chinas „Mischung aus autokratischen Strukturen und marktwirt- schaftlichen Elementen“ erweist sich laut Vöpel zwar seit Jahren als Erfolgsmodell. Doch wie viele bezweifelt er, „ob das immer noch gut geht, wenn sich die Menschen in China emanzipieren und neben den wirtschaftlichen zunehmend auch politische Freiheiten einfordern“. Stanzel vom ECFR ist die chinesischeWirtschaft zu wenig libe- ralisiert: „Nicht ohne Grund definiert die EU die chinesische Wirtschaft derzeit noch nicht als Marktwirtschaft und hat deshalb 2016 entschie- den, China keinen Marktwirtschaftsstatus zu ge- währen.“ Trotz aller Kritik sind sich die Experten einig, dass Deutschland die Handelsbeziehungen mit China verstärken sollte – aber nicht imAlleingang, sondern auf EU-Ebene. „Nur gemeinsam sind wir groß genug, um es mit Chinas Größe aufzuneh- men“, betont Bartsch. Europäische Unternehmer wollen auf Augenhöhe mit China zusammenar- beiten und fordern fairen Wettbewerb. Stanzel ermutigt dazu, zu versuchen, seit Langem sto- ckende Handelsfragen zu klären und Verhandlun- gen beim bilateralen europäisch-chinesischen Investitionsplan jetzt voranzubringen. Letztere haben 2013 mit dem Ziel begonnen, die 27 beste- henden Investitionsabkommen der EU-Mitglieds- staaten mit China abzulösen und somit das erste Investitionsabkommen auf europäischer Ebene zu verhandeln. „Neue strategische Allianzen und Bündnisse zu schließen oder zumindest in Erwä- gung zu ziehen, ist für Europa essenziell“, findet auch Vöpel. Das gilt genauso fürHamburger Unternehmen, die China nicht mehr nur als Produktionsstandort und Absatzmarkt, sondern zunehmend auch als Kooperationspartner bei gemeinsamen Projekten nutzen, beispielsweise in Drittländern. „In diesem Sinne sollte die Hamburger Wirtschaft ihre QUELLE: RHODIUM/MERICS

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